Aus dem Urlaub

Den letzten, allerletzten Urlaub dieser schönen Zeit in Peru, habe ich hauptsächlich in den peruanischen Anden und außerdem hauptsächlich mit Hugo verbracht. Wir sind zunächst nach Lima aufgebrochen, glücklich der alltäglichen Routine Arpegios, bzw. der Universität zu entfliehen. Lima ist von Trujillo aus ein leider notwendiger Zwischenstopp für beinahe jedes Reiseziel Perus, es sei denn, man reist weiter nordwärts. Wir haben dort einen Freund besucht und ziemlich viele Tiere im “Parque de las Leyendas”, einem Zoo, der so groß ist, dass man beinahe den ganzen Tag braucht, um ihn sich anzusehen.

Huaytapallana

Huaytapallana

Nach zwei Tagen in der riesigen Hauptstadt sind wir weiter nach Huancayo gefahren. Die Stadt liegt von Lima aus ca. 8 Stunden Busfahrt entfernt in der Sierra und im Gegensatz zum milden Klima an der Küste war es dort riiiiiiiichtig kalt. Morgens um 5 standen wir zitternd am Busterminal und warteten auf Cristhian, einen Freund von Hugo, der uns sofort zu sich nach Hause einlud, uns mit dampfender Supper fütterte und in dicke Decken einwickelte. Diese furchtbare Kälte verzog sich aber jeden Morgen, wenn die Sonne aufging und kam erst wieder, wenn sie unterging. Wir sind am Ende eine ganze Woche bei Cristhian geblieben, der beinahe erschreckend gastfreundlich war, so dass ich manchmal ein ganz schlechtes Gewissen bekommen habe. Gleich am zweiten Tag in Huancayo haben Hugo und ich beschlossen, dass wir gerne auf einen schönen Berg hochsteigen wollen und sind mit einer Gruppe nach Huaytapallana gefahren. Das war so hoch, dass dort alles voller Schnee war und wir haben es mit ganz schön viel Gekeuche bis auf 4800 Meter geschafft. Es sah unglaublich toll aus dort oben, der Aufstieg hatte sich jeden Meter gelohnt, aber wir waren auch froh, als wir wieder unten waren. Die Höhe macht sich nämlich doch ganz schön schnell bemerkbar, wenn man sich mal anstrengen muss…

Zug nach Huancavelica

Zug nach Huancavelica

An den folgenden Tagen sind wir mit Cristhian durch die Gegend gefahren, zur Laguna de Paca, nach Ingenio, wo ich herausgefunden habe, dass ich gerne Forelle esse, nach Junín…

Und als es wirklich gaaaar nichts mehr zu sehen gab, sind wir weitergefahren nach Huancavelica und zwar im Zug! Es gibt in Peru nur sehr wenige Zugstrecken und das ist eine davon. Der Zug fährt montags, mittwochs und freitags morgens um 6 von Huancayo nach Huancavelica und dienstags, donnerstags und samstags fährt er zurück. Es ist ein sehr schöner, sehr alter Zug, er hat sogar Gardinen und an jeder Station steigen Leute ein, die leckere Sachen verkaufen. Die Reise dauert ungefähr 6 Stunden (im Bus sind es nur 3) und die Strecke führt die ganze Zeit an einem Fluss entlang. Zu beiden Seiten des Flusses geht es bergauf, manchmal fährt man durch Tunnel und unten am Fluss sieht man immerzu Schafe, Kühe und Pferde.

Bick auf die Landschaft von den Wariruinen

Bick auf die Landschaft von den Wariruinen

In Huancavelica haben wir nur den Nachmittag verbracht, obwohl es wirklich schön ist. Es ist sehr klein und ruhig und ab abends um 7 wird es uuuunglaublich kalt, noch viel kälter als in Hunacayo, weil es noch ein bisschen höher liegt. Wir sind noch in derselben Nacht weiter nach Ayacucho gefahren. Diese Strecke im Bus ist furchtbar, aber auch alternativlos, wir haben uns also nochmal ca. 6 Stunden durchschütteln lassen und sind früh morgens in Ayacucho aus dem Bus getaumelt. Ayacucho war in jedem Fall der schönste Teil unserer Reise. Es ist eine hübsche, ruhige Stadt mit sehr netten Bewohnern. An fast jeder Ecke steht eine Kirche und es gibt einen Aussichtspunkt, von dem aus man die ganze Stadt überblicken kann. Vom Zentrum aus kann man mit Combis für wenig Geld in verschiedene Orte ausserhalb der Stadt fahren. Wir sind zum Beispiel nach Wari gefahren, dort gibt es eine riesige Ruinenanlage, in der vor langer langer Zeit die “Wari” gelebt haben und ein kleines Museum, in dem unter anderem eine kleine Mumie liegt.

Obelisk in Quinua

Obelisk in Quinua

Von dort aus kann man weiter nach Quinua fahren, in ein kleines Dorf, dass ganz idyllisch aussieht und in dem die Leute die Angewohnheit haben, Miniaturhäuser aufs Dach ihres Hauses draufzusetzen. Auf der Kirche waren gleich zehn davon. Diese Minihäuser schützen vor irgendwas und außerdem sehen sie echt niedlich aus. Zu Fuss 10 Minuten von Quinua aus kommt man auf das Schlachtfeld der Schlacht von Ayacucho. Ich kenne mich nicht aus, aber diese Schlacht muss ganz schön wichtiger Teil des Unabhängigkeitskampfes gegen die Spanier gewesen sein. Dort steht jetzt ein Obelisk, als Denkmal. Man kann auch draufklettern, die Treppen und Leitern im Inneren des Obelisken sind aber ein bisschen abenteuerlich, ich hatte jedenfalls ein bisschen Angst…

Da man auf dem Rückweg von Ayacucho nach Lima sowieso fast durch Ica faehrt, haben wir beschlossen, dort auch noch 2 Tage zu verbringen. Ica kam mir nach den gemütlichen Sierra-Städten so hässlich, staubig, eng und laut vor, dass ich sehr froh war, dass wir dort nur zum Übernachten bleiben mussten. Den ersten Tag haben wir in der Huacachina, einer Oase 10 Minuten von Ica entfernt, verbracht. Die Oase sieht ziemlich toll aus, ringsum nur Sand und riesige Dünen und in der Mitte eine Lagune mit grünen Palmen! Es gibt dort zwei Gruppen von Menschen: die Touristen und die Ich-will-den-Touristen-was-verkaufen. Beide Gruppen sorgen für ordentlich Stress und man muss immer zusehen, dass man was zu tun hat, oder wenigstens beschäftigt wirken, um in Ruhe gelassen zu werden. Wir haben dort eine Tour in die Wüste mit einem “Strandbuggy” gemacht, sehr aufregend!

Ica-Huacachina

Ica-Huacachina

Am zweiten Tag sind wir sehr früh morgens aufgestanden und mit dem Bus nach Paracas gefahren, um die “Islas Ballestas” anzuschauen. Das sind naturgeschützte Inseln, auf denen man Massen von Vögeln, Humboldt-Pinguinen und Seelöwen beobachten kann. Vor allem allerdings Vögel. Und wenn wir dann mal an einem Seelöwen vorbeigefahren sind, ist das ganze Boot in total gespannte “oooohh”- und “aaaaaah”-Rufe ausgebrochen. Am Nachmittag haben wir den Rest der “Reserva Nacional Paracas” angeguckt, weitläufige Straende aus Sand, Stein und Fels, die sehen schon sehr beeindruckend aus, so übertrieben interessant fand ich sie dann aber doch nicht.

Islas Ballestas mit Seelöwen

Islas Ballestas mit Seelöwen

Und von Ica aus, ging es dann auch wieder nach Hause, natürlich über Lima. Nach 1, 5 Tagen im Bus, im Hotel und wieder im Bus sind wir im heimatlichen Trujillo angekommen. Es war eine großartige Reise und vor allem in der Sierra so schön, dass ich schon wieder losfahren und mir das alles nochmal gönnen könnte. Ich habe festgestellt, dass ich in jedem Fall irgendwann nach meinem Freiwilligendienst zurückkommen muss, um mir anzuschauen, was ich noch nicht gesehen habe und mich neugierig macht. Ich vergesse es in der alltäglichen Routine immer wieder und dann fällt es mir erst auf der nächsten Reise wieder auf: Dieses Land enthält noch viel mehr, als die trujillanische Wüstenlandschaft und ich werde es bestimmt sehr vermissen. In zwei Wochen geht es jetzt schon wieder nach Hause für mich und diese allerletzte Zeit ist leider keine besonders besinnliche Zeit, sondern eine enorm stressige Zeit, voller ungeschriebener Schülerberichte und Abschiedsgeschenkbasteleien. Oben drauf kommt die Planung der näheren Zukunft, Studium, Wohnung… ABer ich versuce mich nicht so stressen zu lassen und meine letzten Tage hier zu genießen!

Ich denke voller Vorfreude an Euch und hoffe, wir sehen uns alle bald wieder!
Eure Pauline