Hace mucho tiempo…

Meine kleinste Schülerin und ich haben letztes Mal ein bisschen komponiert

Meine kleinste Schülerin und ich haben letztes Mal ein bisschen komponiert

Ich kann inzwischen behaupten so etwas wie alltägliche Routine zu empfinden. Ganz wahr ist das zum Glück nicht, weil hier jede Stunde, jeder Tag und jede Woche ein bisschen anders ist und alles immer mehr Spaß macht, je besser ich die Schüler kenne.  Meine kleinste Schülerin ist 6 Jahre alt und spielt im Orchesta de Agua. Sie ist unglaublich niedlich, frech und verdammt anstrengend! Man muss für jeden Schritt, den sie machen soll ein möglichst aufregendes und auf-die-Tafel-schreibe-intensives Spiel erfinden, damit wir beide die 45 Minuten Unterricht durchhalten. Meine älteste Schülerin ist schätzungsweise 25 Jahre alt, spielt im trujillanischen Sinfonieorchester und bei ihr reichen mir 45 Minuten wiederum nicht wirklich aus um alle Fragen zu beantworten und alles anzugucken, was sie seit der letzten Stunde geübt hat (Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen meinen Geigenlehrern zu entschuldigen, falls ich eine so frustrierende Schülerin war, wie ich mir das vorstelle… ich hätte wirklich mehr üben können…). Ansonsten hat das Alter ziemlich wenig mit musikalischem Niveau zu tun, ich habe zum Beispiel eine 13jährige Anfängerin und eine 21jährige, die beide noch lange nicht so weit sind, wie die oben genannte 6jährige. Ich bin sehr froh, dass es so abwechslungsreich ist, ich habe mehr oder weniger 16 Schüler (im Einzelunterricht) und alle sind so verschieden, dass es für mich immer noch viel herauszufinden und zu verstehen gibt.

Chor mit allen Nucleos beim Konzert

Chor mit allen Nucleos beim Konzert

Neben dem Unterrichten fahre ich mit ein paar anderen Freiwilligen dreimal pro Woche ins Núcleo Esperanza. Ich habe dort zwei verschiedene Gruppenstunden, am Anfang waren es je vier Kinder zusammen, inzwischen sind es meistens nur noch zwei, weil wir in Esperanza Hilfe von einem der „Fellows“ bekommen (das sind fortgeschrittene Schüler aus dem Orchesta de Barro, die neben dem Einzelunterricht noch Pädagogik-Seminare und teilweise auch Klavierunterricht bekommen um in Arpegio als Lehrer zu arbeiten). Freitags ist in Esperanza immer Orchesterprobe und weil wir alle nicht besonders Dirigier-erprobt sind, wechseln wir uns mit dem Probeleiten ab. Ich musste feststellen, dass ich kein Links-Rechts-Koordinationstalent bin… Esperanza macht ebenfalls immer mehr Spaß, dort war es am Anfang schwierig, weil die Kinder extrem auf die ehemalige Freiwilligengruppe fixiert waren. Da ist es uns aber inzwischen ganz gut gelungen Beziehungen zu den einzelnen Schülern und auch zur Gruppe aufzubauen, sodass wir nicht mehr so um die Anerkennung und Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Vielleicht sind wir auch einfach ein bisschen organisierter als am Anfang und stolpern nicht mehr ganz so planlos über den Schulhof und sind dadurch als so etwas wie „Autoritäten“ erkennbar.

Konzert Chimbote (findet mich)

Konzert Chimbote (findet mich)

Neben dem Unterricht hatten wir verschiedene Konzerte und die allmonatliche Noche de Arpegios. Das Orchesta de Barro hat mit dem Jugendorchester der Arpegio-Außenstelle Chimbote ein Konzert mit viel peruanischer Musik (Marinera) gespielt und kurz danach eine dreitägige Orchesterzusammenführung mit einem Jugendorchester aus Lima gemacht. Da waren wir plötzlich 80 Leute in dem dann doch eher heimeligen Probensaal und beim Konzert doppelt so laut wie sonst, aber das Ganze war so kurz, dass die Aufregung schon wieder vorbei war, als sie grade anfing, tatsächlich aufregend zu werden. Für uns Freiwillige, war es eigentlich nur anstrengend, weil wir neben den Proben so wenige Einzelstunden wie möglich ausfallen lassen wollten und den schönen Teil, in dem man miteinander redet oder irgendwas zusammen unternimmt gar nicht richtig mitbekommen haben.

Konzert Orchesta de Agua und Orchesta de Tierra

Konzert Orchesta de Agua und Orchesta de Tierra

Konzert OdA und OdT

Konzert OdA und OdT

Wir hatten außerdem grade das große Konzert von dem Orchesta de Agua und dem Orchesta de Tierra hinter uns und obwohl ich da gar nicht so involviert war und es eigentlich nur anschauen und genießen konnte, habe ich mich als empathische Seele mit in das postkonzertante Gefühl der erleichterten Erschöpfung hineinziehen lassen (ich hatte mit Stühle tragen und meinen Schülern winken ja auch alle Hände voll zu tun, also muss man das vielleicht gar nicht auf mein grenzenloses Einfühlungsvermögen schieben).

1724402_904542596223995_2939156424652608600_n

Día de los Núcleos Bastelstation

Neben all der Arbeit verbringen wir unsere freien Stunden in der Nacht meistens mit Arbeit. Das zweite „Arbeit“ in dem Satz bedeutet Projektvorbereitung. Am vorletzten Sonntag war der „Día de los Núcleos“, ein Proben- und Spieletag für das Konzert am letzten Sonntag. In dem Konzert haben die Orchester aus Esperanza, Porvenir und Alto Moche und der Chor aus El Golf zusammen gesungen und in den jeweiligen Gruppen gespielt.

Día de los Núcleos

Día de los Núcleos

Die Idee ist offensichtlich dem Integrationsgedanken entsprungen und der Día de los Núcleos und das Konzert waren am Ende so schön, dass ich danach das Gefühl hatte die harten nächtlichen Vorbereitungsstunden hätten sich sehr gelohnt! Abgesehen davon bereiten wir momentan das Sommerprojekt vor, das hier während der 2monatigen Ferien stattfindet. Wir wollen gerne „Momo“ aufführen und versuchen, so viele der Kinder wie möglich zu integrieren, im Zentrum des Projektes stehen dann wahrscheinlich die Orchester der Núcleos und das Orchesta de Tierra.

Konzert der Núcleos

Konzert der Núcleos

Besonders weit sind wir noch nicht und dem Schreiben des Scripts, dem Auswählen und Arrangieren der Stücke und der Koordination der auf uns zu kommenden Massen an Kindern stehe ich noch ein bisschen ehrfürchtig gegenüber. Jetzt sind noch 2 Wochen Zeit bis wir alle verreisen und wenn wir dann zurückkommen, geht die Arbeit sofort los. Die Worte „man hätte ja auch früher anfangen können…“ sind an dieser Stelle unerwünscht!

Huanchaco/ Seebrücke

Huanchaco/ Seebrücke

An den Samstagen, die meistens frei sind („frei“ ist hier relativ zu betrachten) waren wir in der letzten Zeit oft in dem 20 Minuten entfernten Huanchaco surfen und obwohl ich extrem untalentiert bin und zu Beginn einige Konflikte mit dem Neoprenanzug auszutragen hatte, macht es unglaublich Spaß und tut sehr gut. Huanchaco ist angeblich weltweit relativ bekannt, weil es da solche ganz besonders exquisiten surfgeeigneten Wellen gibt. Ich kann dazu nicht viel sagen, ich find es einfach schön weil es da Meer gibt und die Luft gut riecht und man lecker Essen gehen kann und an der Strandstraße ganz viele Menschen unterwegs sind und schöne Sächelchen verkauft werden und weil es einfach gut ist immer mal aus der Academia rauszukommen.IMG_7860

Vor inzwischen ziemlich langer Zeit haben wir außerdem einen Teamausflug gemacht, von dem ich gerne berichten wollte, nämlich zum „Canoncillo“, einer Lagune in der Nähe von Pacasmayo (ein kleinerer Ort 1-2 Stunden von Trujillo entfernt). Die Reise dahin war im Bus und im Motortaxi länger und beschwerlicher als gedacht aber die Lagune war wunderschön. Mitten in der Wüste eine Lagune mit Seerosen und Fischen und baden konnte man da drin und überhaupt war dieses Stück Wasser ziemlich vollkommen. Hier kommt die Belohnung für alle, die es geschafft haben, den ganzen Artikel zu lesen, gönnt Euch diese Bilder!

08102014-IMG_8003IMG_815008102014-IMG_7910

Ihr seht, ich bin gut beschäftigt und es gibt hier viel zu tun. Ich hätte gerne ein bisschen mehr Zeit für alle möglichen schönen Sachen, wie zum Beispiel für meine neue Lieblingsbeschäftigung (Julianas Bratsche klauen) oder zum Wäsche waschen, schwimmen (hab ich gegen Salsa tanzen getauscht) und schlafen! Oder zum Blog schreiben… Aber wenn irgendjemand Fragen hat oder gerne ein bisschen mit mir erzählen will, dann schreibt mir auch gerne Mails, ich höre sehr gerne von Euch und vermisse Euch und die sogenannte „Heimat“ doch viel mehr, als ich dachte! Vor allem in dieser so seltsam unweihnachtlichen Adventszeit!

Liebe Grüße von Eurer Pauline

Weihnachtskonzert

Weihnachtskonzert